Die Geschichte vom Acrylglas für Lichtschachtabdeckungen

Was haben das Olympiastadion in München, ein komplizierter Beinbruch und eine Lichtschachtabdeckung aus dem Online-Shop Kellerschutz24 miteinander zu tun? Richtig, für alle drei benötigt man Acrylat. Es war im Jahr 1970, als die Planer für die Olympiade in München sich entschieden, das Dach für das neue Olympiastadion aus Tausenden Platten Acrylglas bauen zu lassen. Die Leichtigkeit und hervorragende Transparenz des Acrylglases sorgten für ein bis dahin einmalig strahlendes Sportereignis, das weltweit Aufsehen erregte. 75.000 Quadratmeter Fläche sind wie ein Zeltdach geformt und mit nur vier Millimeter starken Platten aus Acrylglas bedeckt. In der Medizin wird Acrylat verwendet, um den sogenannten Knochenzement herzustellen. Bei komplizierten Brüchen wie auch bei Zahnprothesen dient das Acrylat zur Verankerung und Verfestigung oder zum Ersatz der Knochen. Aber selbst Schlagzeuge, Schmuck, Kontaktlinsen und Flugzeugfenster werden aus Acrylglas hergestellt. Für die Lichtschachtabdeckungen kann man sich kein besseres Material vorstellen. Schließlich ist Acrylglas stabil, lässt mehr Licht hindurch als Glas und behält seine guten Eigenschaften über Jahrzehnte.

Acrylglas z.B. für Lichtschachtabdeckungen - als Idee seit 1901

Dabei entstand das Acrylglas erst aufgrund einer Nachlässigkeit. Wir haben hier in unserem Blog schon berichtet, welche chemischen Prozesse notwendig sind, um das Acrylglas herzustellen. Heute macht das jeder Zahnarzt selbst, aber damals war das ein extrem schwer zu realisierender Prozess. Schon Mitte des neunzehnten Jahrhunderts waren die scharf riechenden Acrylate auf Grundlage der Acrylsäure entdeckt worden, doch konnte niemand so recht etwas damit anfangen. Außerdem war die wissenschaftliche Welt der Chemie stark damit beschäftigt, künstliches Gummi zu entwickeln, um die Abhängigkeit von der Kautschuk-Produktion zu verringern. Die ersten Schritte dazu gelangen 1879, aber erst 1930 wurde in Deutschland ein wirtschaftliches Verfahren entwickelt, mit dem Neopren hergestellt werden konnte. Auch der ehemalige Apothekergehilfe Otto Röhm war von den wirtschaftlichen Möglichkeiten eines künstlichen Kautschuks fasziniert. Er schaffte das Studium zum Apotheker und schloss daran ein Chemiestudium an. Seine Doktorarbeit legte er 1901 vor. Schon der Titel macht deutlich, wo seine Interessen lagen und wohin seine Reise gehen sollte: “Polymerisationsprodukte der Akrylsäure” hieß die Dissertation. Hier ging es ihm hauptsächlich um Acrylsäureester. Bei dessen Polymerisation entsteht eine elastische Masse, die zudem durchsichtig ist und sich nicht im Wasser löst. Otto Röhm hatte einen Traum.

Forschung will bezahlt werden

Doch zunächst musste das Geld verdient werden, um wirklich daran forschen zu können, diesen Traum zu erfüllen. Der Traum sah nämlich vor, durchsichtige Autoreifen herzustellen, die die Autos optisch wie auf Luft fahren lassen sollten. Doch Forschung ist teuer. Einerseits kosten die Ausgangsstoffe und die Laborausrüstung viel Geld, andererseits kann man so eine Forschung auch kaum mit billigen Hilfskräften betreiben. Also verdingte Röhm sich zuerst beim Pharmaunternehmen Merck. Nachdem er sich 1907 selbständig gemacht hatte, erzielte er mit seinem Partner Otto Haas schnell große Erfolge. Es war tatsächlich Otto Röhm, der als erster Mensch Enzyme technisch verarbeitete. Damit gelang ihm ein Durchbruch beim Gerben von Leder, das bis dahin mit übelriechendem Hundekot durchgeführt wurde. Das neue Verfahren war so erfolgreich, dass das Unternehmen in größere Räumlichkeiten nach Darmstadt verlegt wurde, um näher an den Zentren der Lederproduktion zu liegen. Neben dem Einsatz der Enzyme beim Gerben revolutionierte eine weitere Erfindung aus seinem Haus das Wäschewaschen. Enzyme lösten ab 1914 erfolgreich den Schmutz aus der Wäsche und machten das Waschen bei niedrigeren Temperaturen möglich. Jetzt war das benötigte Geld da. Eine Abteilung der Firma Röhm & Haas widmete sich ab 1911 der Erforschung der Acrylsäureester und wie man sie nutzbringend polymerisieren könnte. Der wichtigste Mann in seinem Team war der Chemiker Walter Bauer, der entscheidend zur Forschung beitrug.

Keine durchsichtigen Autoreifen - aber Acrylglas

Dem Team misslang allerdings die Herstellung eines Kunststoffs, der so elastisch wie Gummi sein würde und dabei durchsichtig blieb. Doch immerhin schaffte man etwas härteres zu erfinden. Die zähen Polyacrylat-Verbindungen ließen sich nämlich zu einem mehrschichtigen Sicherheitsglas umwandeln, mit dem das Unternehmen 1928 unter dem Namen Luglas auf den Markt gehen konnte. Doch der Entdeckergeist war noch nicht zufriedengestellt und das Team wandte sich einer weiteren Verbindung zu. Die Acrylsäure lässt sich mit Methylalkohol und Aceton zu einem einem Monomer verbinden, das als Methylmethacrylat (MMA) bezeichnet wird. Dieser Stoff sah so vielversprechend aus, dass die Forscher um Otto Röhm und Walter Bauer sich monatelang bemühten, eine Polymerisation in Gang zu bringen, die den flüssigen Stoff verhärten lassen würde. Doch das wollte einfach nicht klappen. Erst mit einer Nachlässigkeit passierte das Erstaunliche. Anstatt sie sorgsam aufzuräumen, stellte jemand aus dem Team eine Flasche dieses hochgiftigen Stoffes einfach so auf ein Fensterbrett. Tageslicht und Sonnenstrahlen setzten die Polymerisation in Gang. Das MMA härtete aus und formte sich zu einem Block aus PMMA, also dem polymerisierten MMA. Dabei zerplatzte schließlich auch die Flasche. Das erste Acrylglas war “erfunden” worden. In den folgenden Jahren konnte dieser Prozess kontrolliert ausgeführt werden. Schließlich gelang es, die neue Art Glas zwischen zwei Platten aus normalen Glas zu polymerisieren und es so in dünnen Scheiben herzustellen. Damit gingen Röhm & Haas unter dem heute noch bekannten Markennamen auf den Markt.

Ein bis heute geschützter Name

Wie um jede große Erfindung ranken sich auch um das Acrylglas einige Legenden. So soll Otto Röhm einen erstaunten Ausruf von sich gegeben haben, als ihm der erste Block PMMA stolz präsentiert wurde. “Da bin ich aber perplex” hätte dann zur Namensgebung geführt. Doch in Wirklichkeit war es wohl eher so, dass der Name an bereits bestehende Produktbezeichnungen angelehnt wurde. Die Kunstoff-Harze, die Röhm & Haas vertrieben, hatten den Namen Plexigum erhalten. Der bekannte Name war nun die logische Erweiterung, mit der die Produkte aus dem Unternehmen einheitlich mit der Vorsilbe Plex markiert wurden. Diese Markenbezeichnung war auch nötig, denn zur gleichen Zeit hatten sich britische Forscher mit dem MMA beschäftigt, allerdings ohne auf einen solch glücklichen Zufall zu stoßen. 1933 wurde die Marke samt dem Namen unter der Warenzeichen-Nummer 461639 weltweit geschützt und ist heute noch beim Deutschen Patent- und Markenamt auf das Nachfolgeunternehmen Röhm eingetragen.

Eine Erfolgsgeschichte von Anfang an

Röhm war zwar ein Forscher, dessen Name als Erfinder oder Miterfinder unter mehr als 70 Patenten zu finden ist, aber er war vor allen Dingen Unternehmer. Er machte sich schnell daran, das neue organische Glas zu vermarkten. Obwohl Acrylglas ein Kunststoff ist, sind seine ursprünglichen Bestandteile organischer Herkunft. Das ist beim Mineralglas anders. Hier ist ein Hauptbestandteil das Silizium, ein anorganischer Stoff. Das organische Glas machte als erstes auf der Pariser Weltausstellung im Jahr 1937 groß von sich reden. Röhm hatte eigens für die Ausstellung eine durchsichtige Geige ganz aus dem neuen Werkstoff hergestellt und sie funktionierte tadellos. Das brachte ihm eine Goldmedaille und weltweite Beachtung ein. Das faszinierende an dem Acrylglas war seine Vielseitigkeit. Es gab bis dahin einfach nichts Vergleichbares, das man jenseits von 100 Grad so formen und biegen konnte, dass es nach dem Abkühlen diese Form spannungsfrei behielt. Dazu war es derart transparent und leicht, dass es schnell für die verschiedensten Anwendungsformen eingesetzt wurde. Schon 1939 wurden erste Kontaktlinsen aus diesem Kunststoff gegossen, die viel angenehmer zu tragen waren als gläserne. Doch 1939 war ein entscheidender Wendepunkt. Um auf dem riesigen amerikanischen Markt mitzumischen, hatte der Kaufmann Otto Haas schon 1909 dort einen Ableger des Unternehmens gegründet. 1936 erhielt dieses Unternehmen das Wissen um die Herstellung und konnte sich die Marken- und Namensrechte für die USA sichern. Doch mit dem Kriegsbeginn brachen die Kontakte beider Unternehmen ab. Röhm selbst starb ebenfalls 1939 und sein Sohn führte das Unternehmen weiter. Mitte der 70er Jahre wurde das Unternehmen an die BASF verkauft, die schließlich eine Ausgliederung gründete, die heute wieder den Namen Röhm GmbH trägt.

Qualität made in Germany

Jedes Patent läuft einmal aus, und damit darf jeder das ursprünglich patentierte Material herstellen. Für das Acrylglas war das im Jahr 1952 der Fall. Seither wird das Acrylglas unter einer Unmenge von Bezeichnungen vertrieben, von denen Acrylglas fast die einzige ist, die nicht zu einer Marke gehört. Und dennoch geht es dem Acrylglas genauso, wie es sich mit den berühmten Papiertaschentüchern verhält. Jeder kennt sie unter dem ursprünglichen Herstellernamen und kaum einer sagt Papiertaschentücher, wenn er einfach ein Tempo haben will. Dennoch bleiben wir lieber bei der Bezeichnung Acrylglas, um ja keinen Ärger mit dem Namensschutz zu bekommen. Denn schließlich machen wir ja ein Geschäft mit dem Acrylglas. Wir vertreiben die bekannten Lichtschachtabdeckungen aus Acrylglas, die alle guten Eigenschaften dieses Materials verbinden können. Sie sind so montiert, dass sie dem Regenwasser das Eindringen in den Kellerschacht unmöglich machen. Wenn dagegen der Hausbesitzer den Kellerschacht betreten will, kann er z.B. die AcrySwing leicht mit einer Hand anheben. Sie sind so stabil, dass man die AcrySwing auch mit Schmackes wieder fallen lassen kann - der Lichtschachtabdeckung wird das nichts ausmachen. Die Lichtschachtabdeckungen aus Acrylglas lassen so viel Licht in die Kellerräume, dass man den Unterschied mit bloßem Auge wohl kaum wahrnehmen kann. Und die Lichtschachtabdeckungen aus deutscher Produktion sind so unempfindlich gegen die UV-Strahlung, dass sie 30 Jahre Garantie gegen Vergilbung oder Sprödigkeit erhalten.

Haltbar wie das Dach des Olympiastadions

Vielleicht werden jetzt einige ja einwerfen wollen, dass das Dach des Olympiastadions aber so grau geworden ist. Das ist allerdings so nicht ganz richtig. Das riesige Dach, das mit seinen Acrylglasscheiben schon 50 Jahre hält, ist stellenweise eingefärbt. Das hatte den einfachen Grund, dass man verhindern wollte, dass die Zuschauer geblendet wurden. Und es stimmt, für einige Jahre schienen die Acrylglasscheiben zu vergilben. Doch man hatte die Ursache schnell gefunden. Dem Acrylglas war 1970 ein Brandschutzmittel beigefügt worden, um die Feuergefahr auszuschließen. Dieses Brandschutzmittel war metallhaltig und vertrug auf Dauer den Regen nicht. Das Metall oxidierte und die betroffenen Scheiben wurden milchig. Diese Fehlerquelle ist mittlerweile natürlich ausgeschaltet. Unsere Lichtschachtabdeckungen behalten ihren Wert für Sie. Sie werden sehen!

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